Gotteshaus wird zum Festsaal, dessen Altarraum zur Kapelle

Alte Kirche wird umgenutzt

HERRSCHING – In wenigen Monaten soll es losgehen: Die seit 2015 wegen Baumängeln geschlossene, 1216 erstmals urkundlich erwähnte St.-Nikolauskirche im Zentrum Herrschings (Kreis Starnberg) wird umgewidmet und zum „Festsaal Alte Nikolauskirche“ umgestaltet. 

Allen an der 3,2 Millionen Euro teuren Planung Beteiligten ist dieser Entschluss nicht leicht gefallen, auch nicht dem Ortspfarrer Dekan Simon Rapp: „Wir haben bei uns wie überall in der Diözese einen nicht zu vernachlässigenden Kirchenaustritt zu verkraften“, erklärt er. „Und wozu benötigen wir für die wenigen Anlässe dann noch drei Gotteshäuser am Ort?“

Der Gedanke an die laufende Finanzierung aller mit den sechs Kirchenbauten der Pfarreiengemeinschaft Ammersee-Ost verbundenen Kosten lässt ihn fast nervös werden. Um diese Probleme stemmen zu können, hat man sich in den zuständigen Gremien darauf geeinigt, nur die große, 1990 geweihte Kirche St. Nikolaus für die Pfarrei als Hauptkirche zu erhalten. Hier werden also auch künftig Gottesdienste, Taufen und Trauungen stattfinden. In ihr wird sich die Gemeinde weiterhin zur Andacht versammeln, und tagsüber soll sie für individuelle Gebete geöffnet bleiben. Darüber hinaus steht in den Sommermonaten die Kirche St. Martin für Hochzeiten und Maiandachten zur Verfügung. 

Da der Gesamtkomplex aus alter und neuer Nikolauskirche nur rund 400 Meter von St. Martin, einem weiteren renovierungsbedürftigen Gotteshaus, entfernt ist, liegt diese Lösung nahe. Da es der Hauptkirche an Räumlichkeiten für Begegnungen der Gläubigen fehlt, freut man sich auf den neuen Festsaal. Dieser wird auf 110 Plätze ausgelegt. 

Auch Bürgermeister Christian Schiller kam mit dem Gemeinderat zu der Überzeugung, diese neue, barrierefreie Örtlichkeit anzunehmen, da die bestehenden Säle meist unter einem Gastronomiezwang stehen. Das Ammerseer Bauerntheater hat bereits Interesse an einer Nutzung gezeigt, und viele Vereine und Gruppierungen sind ebenfalls schon hellhörig geworden. 

In der für den Umbau notwendigen Bebauungsplanänderung sieht das Gemeindeoberhaupt keine Probleme. „Wir sind uns fraktionsübergreifend einig geworden, dass wir 800 000 Euro für dieses Projekt zusteuern“, sagt Schiller. Begonnen werden soll noch heuer, um Anfang 2025 die Segnung des ersehnten Festsaals begehen zu können. Bis es so weit ist, muss unter anderem die Dachkonstruktion des Gotteshauses ertüchtigt werden, denn die Aufhängung der Rabitzdecke bedarf dringend einer Absicherung. 

Um ein stimmiges Ganzes entstehen zu lassen, wird der Altarraum abgetrennt und zu einer Kapelle umgestaltet. Darin können Gruppengottesdienste ebenso gefeiert wie Beichten abgenommen werden. Verändert wird auch der Verbindungstrakt zwischen den beiden Kirchen. Es entsteht ein Nebenraum, in dem eine Teeküche Platz findet. 

Als nicht ausreichend empfunden wird die bisherige Toilettenanlage, die zum Betreiben eines Festsaals ebenfalls umgerüstet gehört. Kein Problem dürfte dagegen der Nachweis ausreichend vorhandener Parkplatzflächen sein.

Renate Reitzig

28.05.2023 - Bistum Augsburg